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Autorenbildsventhali

Bewegung an unseren Schulen - eine zentrale Kompetenz

Aktualisiert: 4. März 2021

Über Turnstunden und Nussschalen

Mit der Bewegung an unseren Volksschulen ist das so eine Sache. Im Stundenplan verankert, werden Turnstunden gerne zu Gunsten anderer Aktivitäten umgenutzt. Mit unserer verkrampften Unsitte, alles zu benoten, wird das Turnen verkopft und manch einem Schüler madig gemacht. Ich bin einverstanden, das Turnen soll nicht nur spielen sein, auch die Entwicklung technischer Fähigkeiten gehört dazu. Nur, den Nutzen dies zu benoten, diesen erkenne ich nicht. Die Bewegung und der Spass stehen im Vordergrund. Zum Lernen gehört auch Lachen, dieses hat vielleicht im hitzigen Spiel mehr Platz als in der Mathestunde.

Nicht immer ist die Bewegung im Alltag so offensichtlich wie in der Turnstunde. Die niederschwellige Art der Bewegung, die Pause zwischen den Lektionen, ist eine Turnstunde in der Nussschale. Diese gibt gerade den Jungs (!) die ersehnte Möglichkeit, sich kurz und intensiv auf dem Gang auszutoben. Nicht selten kehren sie nach fünf Minuten verschwitzt zurück an ihren Platz - und konzentrieren sich besser und motivierter auf den folgenden Lernstoff.

Bewegungsrealität

Coronabedingt werden diese Kurzpausen seit Monaten stark reduziert. Die Schülerinnen und Schüler sollen möglichst wenig klassenübergreifend gemischt werden. Diese Massnahme ist sinnvoll, leider mit dem Kollateralschaden: Die kurzen und intensiven Bewegungsfenster, bspw. Kurzpausen zwischen den Lektionen, werden massiv gekürzt oder gar ganz gestrichen. Die Kinder verbringen ihre Vormittage sitzend, ganz und gar wider ihrer Natur.


Klare Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft

Die Studienlage ist klar: Bewegung und Training haben einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Kinder (Lees et al. 2013). Aber nicht nur! Eine aktuelle Untersuchung zeigt einen robusten und signifikanten positiven Einfluss auf die kognitive Funktion, unabhängig der Altersklasse und Bewegungsintensität. Vorteile entstehen durch Bewegungsmuster mit hohem koordinativen Anteil. Interessanterweise ist der kognitive Nutzen für die Männer höher - das deckt sich mit den Beobachtungen zum geschlechtertypischen Verhalten auf Pausenplätzen. Eine weitere gute Nachricht: Je mehr Bewegung, desto grösser der positive Effekt.

Die systematischen Reviews wurden mit Studien an gesunden Menschen durchgeführt. Die Vorteile für Kinder mit ADHS sind noch grösser (Cerrillo et al. 2018).


Handlungsstrategien für die Schulen

Während des Lockdowns ging viel Unterrichtszeit und -intensität verloren. Will man den Lehrplan einhalten, stehen die Stellschrauben "Zeit in der Schule" und "Zeit zu Hause" zur Verfügung. So werden gerne Bewegungsstunden und Kurzpausen für den Unterricht benutzt und die Menge an Hausaufgaben erhöht. Oft steigt auch die Prüfungsdichte. Dies führt in der Summe zu einem massiven Rückgang der aktiven Bewegungszeit. Insbesondere die Jungs reagieren sehr sensibel auf diesen Rückgang an Bewegungsmöglichkeiten im Alltag. Zappelige Kinder sind doppelt bestraft, da für sie das ausgleichende Bewegungselement noch wichtiger ist. Dabei könnte manch eine schulpsychologische Abklärung oder sonderpädagogische Massnahme durch die konsequente und bewusste Nutzung der Bewegungsfenster eingespart werden. Das wäre nicht nur für das betroffene Kind eine Entlastung, sondern auch für die Gemeindefinanzen.


Unmittelbare, nachhaltige Wirkung

Es wäre erfreulich, das Bewusstsein für die positive Wirksamkeit der Bewegung würde steigen. Die Schülerinnen und Schüler werden ausgeglichener und die Lernerfahrung positiver. Gerade letzteres führt zu bildungsaffinen Erwachsenen - gibt es eine kostbarere Ressource in unserem Land?

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